Sie stand an der Nordseite der Einmündung der Mühlenstraße in die Frankfurter Straße. Dr. med. Paul Schlichthaar in Voerde machte um 1900 eine Fotoaufnahme. Damals war der Bahndamm westlich der Frankfurter Straße noch nicht vorhanden. Die Brücke liegt heute westlich des Bahndammes, sie heißt heute noch “die Hölter”.
Auf einer Karte von Feldmanns Hof in Voerde an der Tönnisstraße, angefertigt von dem vereidigten Landmesser Renier Cotten im Jahre 1642/43 findet sich an der Einmündung der Mühlenstraße in die Frankfurter Straße eingezeichnet eine Rossmühle und eine Bockmühle (Ständermühle).
In einer Beschreibung , der zum Kloster Stockum gehörenden Ländereien vom 27. Okt. 1655 , stehen noch beide Mühlen verzeichnet. Die Amtskarte von Voerde 1734 zeigt nur noch die Windmühle, nicht mehr die Rossmühle.
1441 war Scholt in Löhnen (heute Scholt-Dickmann) Pächter des Scholtenhofes, der damals eine Domäne war, und der halben Bockmühle.Die andere Hälfte der Mühle hatte ein anderer Pächter (jeder also zur Halbscheid). Als Pacht für Hof und halbe Mühle zahlte Scholten 40 Malter Korn, davon 7 Malter Roggen, 2 Malter Weizen, den Rest als Gerste, ferner einen Eber.
1553 nimmt Herzog Johann-Wilhelm von Kleve bei der “Armen-Mägte-Fundation” in Wesel eine Anleihe von 200 Goldgulden auf. Der jährliche Zins dafür betrug 25 Malter Roggen aus seinen Mühlen in Dinslaken, Möllen, (Mühle bei Haus Ahr) und Stockum.
1609, Sept. 24 haben mehrere Bauern ein “Möllenrad” an die Windmühle zu Stockum zu fahren.
1781 an der Windmühle müssen umfangreiche Reparaturen ausgeführt werden. Wieder erhalten mehrere Bauern die Aufforderung zum Holzfahren zur Windmühle Stockum.
29. November 1836 hat ein starker Sturm die Bockmühle “niedergestreckt”. An ihrer Stelle ist dann in nächster Zeit die Turmmühle aus Ziegelsteinen errichtet worden.
Erbpächter der Voerder Windmühle waren die Besitzer von Haus Voerde. 1655 wird Kaspar von Syberg (gest. 1679) als erster genannt.
Den Mühlendienst versahen im nächsten Jahrhundert mehrere Müller, die die Mühle pachteten.
1762 – 1771 war es Müller Bernhard-Heinrich-Wink, der zugleich Pächter der zu Haus Voerde gehörenden Ländereien war.
Durch Vertrag vom 5. Dez. 1771 und 3. Juli 1772 erhält der Müller Anton Haberland, Sohn des Müllers Bernhard Haberland in Dinslaken, die Mühle in Erbpacht für das Meistgebot. An Erbstandsgeld muss er zahlen 570 Reichstaler, an Pacht jährlich 632 Reichstaler, 13 Stüber, 6 Pf. Dieses Pachtgeld gilt zunächst bis Martini 1778 . Je nach Umschlagsquantum kann eine Änderung erfolgen. An Mulster darf 1/16 des Mahlgutes genommen werden.
1774 wohnen in der Herrlichkeit Voerde 313 Personen, davon rechnen 280 zu den Zwangsgenossen. 60 Häuser sind vorhanden. Lohmanshof ist nicht mitgezählt, da er abgebrannt ist. Nach dem Personalverzeichnis sind 82 unter 12 Jahren, 190 zwischen 12 und 60 Jahren, 18 über 60 Jahre, 23 sind mühlenzwangsfrei.
Entgegen einem Antrag des Oberamtmannes Weinhagen zu Dinslaken, der auch die adeligen Häuser Mehrum, Götterswick und Ahr zu Zwangsgenossen der Voerder Mühle machen wollte, bleiben sie mühlenzwangsfrei.
Der Müllergeselle Heir. Busch aus Haldern heiratete 1813 die Witwe Maria Joris aus Götterswickerhamm und erwarb durch Vertrag ein Grundstück von 300 Ruten holl. In Erbpacht gegen Zahlung eines Erbstandgeldes von 100 Talern und ein jährlich zu zahlenden Kanons von 10 Talern. Auf diesem Grundstück, gelegen südlich der Einmündung der Grünstraße in die Frankfurter Straße, errichtete er ein Haus. Hier folgte ihm später Kampmann, Mantel, Kremer, Stevens, heute Bordemann.
1825 ist Bernhard Haberland, geb. 1778 als Sohn des Anton Haberland, Eigentümer der Mühle. Er verkauft sie am 6. Dez. 1838 für 2600 Taler an seine Schwester Anna-Maria, verwitwete Bernhard Vorstius, die auf der Schmidts Kate in Voerde, Frankfurter Straße wohnte.
Der Müllergeselle Heinr. Busch hatte ihr durch Vertrag vom 7. Mai 1836 sein Haus überlassen und sie verpflichtet, ihn bis zu seinem Tode zu verpflegen und seinen Verwandten 125 Taler als Erbteil auszuzahlen.
Durch Vertrag vom 28. Juli 1845 kamen die Mühle und das von Heinr. Busch erbaute Haus an einen Sohn der oben genannten Witwe Vorstius, Fridrich Vorstius, geb. 1810 , gest. 1881 .
Sein Nachfolger wurde Heinr. Kampmann, sein Schwiegersohn, geb. 1834 in Stockum, Sohn der Eheleute Schmied Gerhard Kampmann und Enneken Hinnemann. Am 9. Sept. 1894 übernahm er die Mühle.
Sein Sohn war Bernhard Kampmann, der letzte Inhaber der Stockumer Windmühle. Laut Vertrag vom 13. Juli 1889 musste er seine Geschwister mit insgesamt 853,85 M abfinden.
In Voerde schlossen sich damals einige Selbsterzeuger zu einem Kasino für den Absatz ihrer Erzeugnisse und Kauf von Futter- und Düngemitteln zusammen. Ihre Geschäftsstelle war in Voerde in der Bahnhofstraße bei Hermann Hinnemann. Dort hatten sie auch eine Mühle zum Mahlen ihres Kornes. Geschäftsführer war damals Lehrer Fritz Kremer in Voerde im Nebenamt.
Die um 1897 gegründete Bezugs- und Absatzgenossenschaft, die ihre Geschäftsräume in Voerde in der Molkerei unterhielt, verfügte auch über eine Mühle mit mehreren Mahlgängen. Sie wurden mit einer Dampfmaschine getrieben. So war dem Müller Kampmann große Konkurrenz entstanden.
Dazu kam, dass ein Flügel der Windmühle durch Sturm zerbrochen war. Der Flügel wurde repariert. Da der Wind zu unregelmäßig war, stellte Kampmann seine Mühle auf Motorenbetrieb um, sah sich aber gezwungen, den Mahlbetrieb ganz einzustellen. Das Geschäft lohnt sich nicht mehr, da auch die Bauern dazu übergingen, sich eine eigene Mahlmühle anzuschaffen, die von der Industrie zu einem erschwinglichen Preis geliefert wurde.
Im ersten Weltkriege 1914 – 1918 sah ich noch (Heinrich Dickmann), wenn ich morgens die Milch von meinem väterlichen Hofe aus Löhnen zur Molkerei in Voerde brachte, wie sich ihre Flügel im Winde drehten. In der Chronik der Schule Stockum steht 1918 von Lehrer Jungmann eingetragen: “Wenn Militär hier in Stockum in Quartier lag, so stand die Feldküche in der Windmühle. Sie wurde also nicht, wie einige Verfasser es darstellen, schon 1910 abgebrochen.
Das geschah erst 1919 . Im Auftrage von Bernhard Kampmann legte ein Sprengmeister der Zeche Dinslaken – Lohberg zwei Sprengladungen. Doch nur eine Ladung zündete, so dass noch eine Seite des Turmes stehen blieb und dann noch gesprengt werden musste. Aus dem Steinmaterial der Mühle wurden dann neben dem Mühlenplatz an der Nordseite der Mühlenstraße drei Einfamilienhäuser gebaut, die heute noch stehen.
Erste Erwähnung fand die Mühle im Jahre 1441 . Die oben abgebildete Mühle Stand dort ca. ab 1836 . Bis dahin hat dort eine Bockwindmühle gestanden, die dann ein Sturm niedergestreckt hat. Das obige Bild hat Dr. Schlichthaar im Jahr 1919 aufgenommen. Kurze Zeit später wurde die Mühle gesprengt, weil der Verdienst den damaligen Müller Kampmann nicht mehr ernährte.
Die Personen von links: Frau Schlichthaar, ihre älteste Tochter Martha und das Dienstmädchen Lina Elise Reeh.
Das Bild oben zeigt die gesprengte Mühle im Jahre 1919 .
Im Auftrage von Bernhard Kampmann legte ein Sprengmeister der Zeche Lohberg eine Sprengladung an, von der dann nur eine zündete und den Rest stehen ließ, wie auf dem Bild zu erkennen ist. Aus dem Steimaterial wurden drei Häuser auf der Mühlenstraße gebaut, die heute noch stehen.
Die Bilder oben zeigen den letzten Müller der Mühle Stockum Bernhard Kampmann (unteres Bild) mit seiner Gemahlin (oberes Bild).