
Das alte Rathaus
Das alte Rathaus an der Frankfurter Straße wurde 1913/14 gebaut. Es ist im Wilhelminischen Stil errichtet. Man Hat den Baustil für altdeutsch gehalten und sich an die Bauelemente der Renaissance gehalten der Architekt hieß Neukäter, wie heute seine Nachfahren auf der Steinstraße. Vorher war der Sitz der beiden Bürgermeistereien Voerde und Löhnen in der ca. 50 m entfernten Lindenwirts-Kate.
Über der Eingangspforte befinden sich rechts und links zwei Steinbilder. Links das Bild trägt den Namen “Abschied” und das rechte Bild trägt den Namen “Wiederkehr”. Die Ausführung war von einem Herrn Werder, und modelliert wurden die Bilder von einem Paul Hoevel aus Wesel. Es wird hier gezeigt, wie Soldaten in den Krieg ziehen und wie sie zurückkehren. Vermutlich wurden die Bilder nach dem Bau des Rathauses angebracht, da das Rathaus bekanntlich von 1913 – 1914 gebaut wurde.
Es ist auch zu vermuten, dass das Bild spätestens im ersten Jahr des Krieges entstanden ist. Bei dem ersten Bild tragen die Soldaten noch die Pickelhauben, die aus Pappe und Leder gefertigt wurden. Im Granathagel des ersten Welt- krieges zeigte sich, dass die alten Pickelhauben keinen Schutz gegen die Granatsplitter boten. Daher entwickelte man den noch heute üblichen Stahlhelm, der ab dem zweiten Weltkrieg zum Einsatz kam.
Im zweiten Bild “Wiederkehr” tragen die Soldaten ebenfalls die Pickelhauben. Also mußte dieses Bild vor der Einführung des Stahlhelmes entstanden sein, weil die Soldaten jetzt ja eigentlich Stahlhelme tragen müssten.
Kommt man in den Eingangsbereich und man wäre jetzt im Jahr 1917, ständen hier viele Paare Holzschuhe. Die Frankfurter Straße war noch nicht befestigt, sondern eine Art befestigter Feldweg. Die Bauern kamen dann mit ihren lehmverschmierten Klompen (Holzschuhen) ins Rathaus. Wie es sich gehörte, wurden diese dann wie zu Hause vor Betreten desselbigen ausgezogen. Das Haus war ein multifunktionales Gebäude. Sämtliche öffentliche Institut befanden sich hier: Post, Standesamt, Polizei mit Gefängnis, Sparkasse und alle anderen Behörden waren vereint in dem alten Gebäude.
Im Laufe der Jahre zogen viele der Institutionen aus. Im Erdgeschoß rechts war der Rentmeister, der für Autos, Fahrradgeschäfte, Straßen, usw. zuständig war. Links befanden sich Post, Sparkasse, Standesamt, usw..
Der Standesbeamte hatte ein schweres Los. Die meisten Paare heirateten am Samstag. Es war üblich, dass der Standesbeamte für Braut und Bräutigam einen Schnaps trank. Man kann sich gut vorstellen, dass der Tag für den Beamten bei zehn Trauungen gelaufen war.
In der ersten Etage befindet sich der Rathaussaal, der eine Besonderheit aufweist. Die Wände sind nicht tapeziert, sondern hie sind mit einer Schablone Espenblätter auf die Wände gemalt. Es sind sicher mehr als tausend Blätter. Hier haben im letzten Jahr der Verwaltung 36 Ratsherren gesessen.
Zur Linken Seite des Saales saß dann der Bürgermeister mit seiner Vorzimmerdame. Im Dachgeschoss waren die Stadtkasse sowie die Telefonzentrale untergebracht.
Im Keller befanden sich das Gefängnis, die Kohlekeller sowie die Hausmeister- Wohnung. Der Hausmeister Lang, der hier 25 Jahre wohnte, war wohl ein Bastelhannes, der alles “gebruken” konnte. Außerdem befand sich im Keller ein Wassertrog, wo die Bediensteten ihre Henkelmänner säuberten nach Gebrauch am Mittag, nachdem sie diese auf dem Herd erwärmt hatten.
Dieses Haus schließt für viele Lebenskreise. Viele der heutigen Bewohner verbinden ihre Geschichte mit der des Hauses. Ein altes Ehepaar bewohnte die Räume, in der früher das Standesamt war. Hier haben sie geheiratet. Er hat als Kind seinem Großvater beim Bau des Rathauses den Henkelmann zur Mittagspause gebracht.
1961 erhielt das Rathaus seinen ersten Erweiterungsbau. folgte ein weiterer Anbau. Die Gemeinde wuchs, und viele Ämter zogen aus, da der Platz nicht mehr reichte.
1982 erfolgte dann die Einweihung des neuen Rathauses und 1985 wurde hier nach umfangreichen Baumaßnahmen das Seniorenzentrum der AWO eröffnet.
Weitere Informationen gibt es auf den Webseiten der Stadt Voerde.