Im Jahr 1990 feierte die Post ihr 500-jähriges Bestehen:
Man schrieb das Jahr 1490, als nach einer Verfügung von Maximilian I, dem späteren Kaiser, erstmals ein regelmäßiger Postreiterdienst von Innsbruck nach Mechelen in Belgien eingerichtet wurde.
Vor der Einführung regelmäßigen Postverkehrs oblag die Beförderung von Briefen den herrschaftlichen und privaten Boten.
Der älteste bekannte Botenbrief nach Götterswickerhamm ist ein Eilbrief von Kleve aus dem Jahre 1600 an Monsieur Vorstius, Ministre de la parole de Dieux.
Die 1646 vom Großen Kurfürsten eingerichtete Landespost berührte Voerde nicht. Nachgewiesen ist die Zustellung von Zeitungen durch das Postamt in Wesel.
So zahlte 1773 die lutherische Kirche Götterswickerhamm das Zeitungsgeld für das “Duisburger Intelligenzblatt” an das Königlich Preußische Postamt in Wesel.
1782 bestand eine Postverbindung von Wesel nach Dinslaken, die donnerstags und sonntags um 6 Uhr abging.
1865 wurde in Voerde eine reguläre Postanstalt eingerichtet. Es war die erste in der damaligen Bürgermeisterei Götterswickerhamm. Diese Post-Expedition war im Hause Frankfurter Straße 56 (heute Nr. 353) neben der evangelischen Kirche untergebracht.
1871 wurde die Post-Expedition zweiter Klasse in eine Postagentur umgewandelt.
In den Jahren 1929 bis 1930 wurde die Landpostversorgung auf eine neue Grundlage gestellt, es wurden Landkraftposten eingerichtet. Nach umfassenden Vorbereitungen – Bestimmung und Benennung von neuen Poststellen (wobei glücklicherweise uralte Ortsnamen wieder auflebten, wie “Heidelust” – “kurze Heide” – “Stockum-Mehr”) schnurrte am 1. November 1930 der gelbe Wagen los.
Die Familie Bernds, in deren Gebäude die erste Postagentur untergebracht war, hat sich um die Post verdient gemacht. Großvater Bernhard, Vater Heinrich und Personenbeförderung.
Die Bewohner der Dörfer und Bauernschaften kamen früher selten aus ihren heimatlichen Bereichen heraus, es gab keine Verkehrsmöglichkeiten, man ging eben zu Fuß. Die Pferdekutschen waren den besser gestellten Bevölkerungskrei- sen der damaligen Zeit vorbehalten.
Seit 1623 soll es zwischen Frankfurt und Emmerich und weiter nach Holland eine regelmäßige Botenpost gegeben haben. Dinslaken wurde allerdings von diesen beiden Postwagen nicht berührt, da der eine östlich (über Essen, Dorsten, Münster), der andere westlich (über Rheinberg nach Wesel) an der Stadt vorbei- fuhr.
Das erste Privileg, auch Personen und Güter befördern zu dürfen, gab Pfalzgraf Philipp Wilhelm 1668 dem Düsseldorfer Fuhrmann Johann Maurenbrecher, der nun von Düsseldorf über Duisburg nach Wesel fuhr, eine Strecke, die Dinslaken berührte und wahrscheinlich über die Frankfurter Straße auch durch Voerde-Stockum führte.
In Wesel hatte der Reisende Anschluss an die schon seit 1649 bestehende, der staatlichen brandenburgischen Verwaltung unterstehende, große Ost-West-Route von Königsberg nach Kleve.
1668 erhielt derselbe Düsseldorfer Fuhrunternehmer vom Kurfürsten Friedrich Wilhelm das Privileg, jede Woche einmal leinen Personenwagen von Düsseldorf über Duisburg, Wesel, Rees, Xanten, Kleve nach Nymwegen verkehren zu las- sen. Dieser legte bei gutem Wetter etwa 4 – 5 km in der Stunde zurück.
Die Strecke Düsseldorf – Wesel kostete pro Person einen Reichstaler, ein für die damaligen Verhältnisse ziemlich hoher Preis.
Da das Tempo sehr langsam war, musste eine Übernachtung eingelegt werden, die wahrscheinlich in einem Dinslakener Gasthaus stattfand. Die Reiseroute führte wohl über die alte Handelsstraße Voerde – Stockum und bei Hochwasser über die heutige B 8.
Die Postwagen waren in der ersten Zeit offene Karren, später wurden sie von einer Plane überdacht und erhielten Strohpolsterung, ehe sie sich dann zu bequemen Kutschen entwickelten.
Bericht von Lydia Dehnen (Tagebuch) über den Einmarsch der Amerikaner in Stockum. Eintragung vom 24.03.1945
24.03. Um 10 Uhr kam ein verwundeter deutscher Soldat und fragte nach etwas Wasser, er erzählte: “dass die Amerikaner in Mehrum und Spellen seien”. Er ging sogleich weiter. Wir glaubten im Augenblick, dass es nun mit der Schießerei und dem Kampf zu Ende sei, aber gegen Mittag wurde das Trommelfeuer sehr stark, dass unser Haus unentwegt bebte. Plötzlich kam ein Hauptmann in den Keller und wollte einen Gefechtsstand bei uns einrichten. Wir fürchteten uns sehr und als er mit mehreren Soldaten am Hoftor stand und schoß, kam ein fürchterliches Angriffsfeuer auf unseren Hof, ein Volltreffer ließ das Haus erzittern und beben und uns mit.
Nach einer kleinen Gefechtspause wollten wir noch zur Molkerei, mussten aber immer wieder für Augenblicke in den Keller. Meine Angst wurde aber so groß, dass wir beschlossen, schnell zur Molkerei zu laufen (mit einem Korb Eier am Arm). Die Straße war getroffen, die Wiese zerfurcht und das Feld voller Trichter. Bei Buchmanns waren alle Keller, auch Matheis und noch sechs Soldaten, beim Weggehen von jedem Soldaten gab es ein tolles Angriffsfeuer, dass uns auf die Erde warf.
Die Soldaten beschlossen, zu bleiben, bis die Dunkelheit käme. Aber plötzlich waren die Amis da. Die Soldaten gaben sich gefangen und Hans Buchmann auch. Wir waren alle sehr bange und als die drei weg waren, erklärten wir den Amerikanern, wer Herr Schönborn, Matheis und Herbert wären. Dann kamen die Panzer mit lautem Getöse. Zwischen unserem Haus und Buchmann schossen die Panzer und als ich aus dem Keller guckte, rief ich: “Unser Haus brennt”.
Der ganze Dachfirst des Hauses brannte, und wir flehten jeden Soldaten an – (der in den Keller schaute) uns doch nachgehen zu lassen um noch etwas aus dem Haus zu holen, doch die ersten jagten uns mit Gewehren in den Keller zurück, die späteren bedauerten, dass sie uns diese Erlaubnis nicht geben dürften. Frau Buchmann weinte, als sie das brennende Haus sah, wir konnten nicht mal weinen, so erschüttert waren wir, als die Flammen auch das Wohnhaus verbrannten.